Wenn Sie einmal bei Youtube oder Google.de den Begriff „Atemübungen“ eingeben, werden Sie unzählige unterschiedliche Übungen und Anleitungen entdecken. Auch in den diversen Online-Genesungsprogrammen sind immer standardisierte Atemübungen enthalten.
Es ist jedoch nicht immer leicht, die geeignete Atemübung für sich
selbst zu finden. Dafür sind wir alle zu unterschiedlich. Für die richtige
Auswahl spielt nicht nur die individuelle Kraft eine wichtige Rolle. Auch das
Lungenvolumen oder die Zwerchfellsituation sowie eventuelle Atemwegs-, Herz-
oder Muskelerkrankungen sowie Traumafolgestörungen sind entscheidende Faktoren
für die Atmung.
Setzen Sie sich daher nicht zu sehr unter Druck, sondern
probieren Sie aus. Wenn eine Atemübung für Sie nicht stimmig ist, dann ist sie
für Sie einfach (noch) nicht geeignet. Sie machen dann nichts falsch. Sollten
Sie sich unsicher sein aufgrund von Erkrankungen, können Sie sich zudem von
Fachleuten unterstützen lassen. Physio- oder Körpertherapeuten sind hier die richtigen Ansprechpersonen. Zudem gibt es spezialisierte Atemtherapeuten, die z.B. Buteyko-Atemtrainings bei chronischer Hyperventilation anbieten.
Grundsätzlich sollten Sie sich immer fragen, welches Ziel Sie mit den Atmung-Übungen erreichen wollen:
- Wollen Sie sich aus einer Starre befreien?
- Wollen Sie
sich entspannen?
- Oder wollen Sie Ihre Atmung grundsätzlich verbessern?
Je nach
Zielsetzung sind unterschiedliche Atemübungen geeignet.
In den Brain Retrainings sind in der Regel nur Atemübungen enthalten, die den
Parasympathicus aktivieren und damit entspannen sollen. Dabei handelt es sich
grundsätzlich um Übungen, bei denen länger ausgeatmet als eingeatmet werden
muss. Aber auch hier gibt es Variationsmöglichkeiten.
Inwieweit eine solche Atemübung
für Sie geeignet ist, können Sie gut anhand einer Pulsuhr und einem
Sauerstoffmessgerät feststellen: Bei längerer Ausatmung sollte der Puls sinken
und die Sauerstoffsättigung steigen. Wenn der Puls jedoch hochgeht und die
Sauerstoffsättigung vielleicht sogar sinkt, dann hat die Atemübung eine
paradoxe Wirkung auf Ihren Körper. Dies kann u.a. mit einem blockierten
Zwerchfell zusammenhängen, aber auch mit dem Stress, der bei Ihnen während der
Übung entsteht. Brechen Sie die Übung dann bitte ab und probieren Sie eine
andere Atemübung aus. Und manchmal ist es einfach am besten, allen Druck
loszulassen und einfach ruhig ein- und auszuatmen.
Bei Traumafolgestörungen ist es zudem möglich, dass Sie durch das tiefe Ein-
und Ausatmen Abreaktionen in Form von Zittern, Zähneklappern, Stampfen etc.
erzeugen. Dies kann anfangs sehr verstörend sein – und sollte gut dosiert
werden. Daher sollten Sie sich in einem solchen Fall an eine erfahrene
Traumatherapeutin wenden.
Eine Auswahl an verschiedenen Atemübungen finden Sie auch in dem Buch "Kopf über Wasser: Leben mit ME/CFS und MCAS" von Sarah Frischke und Thomas Marquardt.