Einige Menschen Menschen geraten durch die ME/ CFS oder MCAS immer wieder in unerträglichen Stress und damit in Hochspannung, was mit einem überwältigenden emotionalem Chaos verbunden sein kann. Handeln und Denken sind dann nicht mehr kontrollierbar. Daher ist es für Betroffene unabdingbar, sich in Hinblick auf ihre Anspannung besser beurteilen zu können. Vielen fällt es anfangs jedoch sehr schwer, sich selbst und den eigenen Stresszustand einzuschätzen. Dies ist u.a. auf eine fehlende Körperwahrnehmung und mangelnde Achtsamkeit zurückzuführen. In der Traumatherapie werden KlientInnen daher angeleitet, ihren Körper und damit die Anzeichen für die eigene An- und Entspannung besser wahrzunehmen. U.a. wird ein Augenmerk auf die Muskelanspannung, die Atmung sowie das Konzentrationsvermögen gelegt. Darüber hinaus gibt es therapeutische Hilfsmittel zur Selbstbeobachtung wie z.B. die Spannungs-Skala, die aus der Dialektisch-Behavioralen Therapie (DBT) stammt. Die DBT ist Standard in der Borderline-Therapie und der verhaltensorientierten Traumatherapie, wird inzwischen jedoch auch in der Schmerztherapie angewandt.
In der DBT wird mit Hilfe einer Spannungs-Skala geklärt, in welchem Spannungszustand bzw. auf welchem Stresslevel sich eine KlientIn gerade befindet. Oft wird dafür auch das Ampel-Prinzip angewandt.
Auf der
Spannungsskala wird die innere Spannung von 1-100 eingeteilt. Bei einem Wert
von 0 bis 30 geht man von einer tiefen Entspannung aus, was dem grünen Bereich
der Ampel entspricht. Hier bieten sich Achtsamkeitsübungen an. Ein normaler
entspannter Zustand befindet sich wiederum im Bereich zwischen 30 und 40. Bei
Aufregung steigt der Spannungszustand auf einen Wert von 50-60. Hier beginnt
bei der Ampel bereits der gelbe Bereich, der bis 70 reicht. Wenn die Spannung
weiter und damit auf einen Wert zwischen 70 und 100 steigt, befindet sich eine
Person eindeutig in einer Hochstressphase und damit im roten Bereich des
Ampelsystems. Spätestens jetzt sind Skills notwendig, um aus dem Zustand der
Hochspannung herauszukommen.
Der Begriff „Skills“ kann mit Fertigkeiten übersetzt oder auch mit Ideen,
Lösungen oder geeigneten Reize bzw. Aktivitäten gleichgesetzt werden. Mit der
Hilfe der Skills können Betroffene auf Krisensituationen sowie extremen Stress
adäquat reagieren und damit ihren Alltag besser bewältigen. Darüber hinaus
können Skills dabei unterstützen, die Symptome der komplexen PTBS zu
unterbrechen und zu lindern.
Skills-Trainings finden ambulant meist in der Einzel-, stationär eher in der Gruppentherapie statt. In diesen wird u.a. vermittelt, wie bestimmte Skills situations- und zweckgebunden angewendet werden. Dabei werden die Betroffenen dazu aufgefordert, mehrmals am Tag ihren aktuellen Stresslevel einzuschätzen und den Wert in die Skala einzutragen. So entsteht eine individuelle Tageskurve, die zu einem späteren Zeitpunkt mit der TherapeutIn oder der stationären Bezugspflege besprochen wird. In der Folge können die Betroffenen Krisen und unerträgliche Hochstressphasen zunehmend früher erkennen und deren Ausmaß besser abschätzen, um im nächsten Schritt die passenden Skills einzusetzen.