In dieser Übung imaginieren Sie einen Platz, an dem Sie sich allein, also unabhängig von anderen realen Personen, sicher und wohlfühlen können. Damit ist der „Sichere Ort“ ein Zufluchtsort, der beruhigt.
Es gibt dabei nur eine wichtige Regel, die Sie unbedingt beachten sollten: Sie dürfen Ihren imaginären Sicheren Ort niemals mit der Realität verbinden, egal, ob es sich um Orte, Personen oder andere Dinge handelt. Denn nur so können Sie erreichen, dass Sie – egal, was in der Realität passiert – in Ihrer inneren Welt einen unbelasteten Ort erschaffen und behalten. Vor allem sollten Sie niemals Dinge, die Sie an vergangene Traumata oder negative Erlebnisse erinnern, mit Ihrem „inneren Sicheren Ort“ in Beziehung setzen.
Sollten Sie anfangs noch keine Ideen haben, wie Ihr „Sicherer Ort“ aussehen könnte, schauen Sie sich Urlaubsfotos oder Bildbände an. Überlegen Sie, welche Landschaft Sie beruhigt. Stellen Sie eine Liste auf, was Sie an so einem Ort benötigen, um sich so richtig wohlzufühlen. Dabei haben Sie alle Freiheiten der Welt. Sie können Ihren eigenen „Sicheren Ort“ individuell nach Ihren eigenen Wünschen gestalten und jederzeit aus- und umbauen. Denken Sie aber daran, diesen Ort z. B. durch Mauern, Hüllen oder Hecken zu schützen. Sie können dabei auch im Fantasy-, Märchen- oder Science Fiction-Bereich nach Schutzmöglichkeiten suchen oder einen unsichtbaren bzw. nur für Sie sichtbaren Schutz bauen. Entscheidend ist, dass Sie sich damit sicher und geborgen fühlen.
Zweck der Übung ist es, Sie vor negativen und stressigen Außeneinflüssen zu schützen. Zudem ermöglicht sie Pausen im Alltag – egal, ob Sie diese im Außen (Arbeit, Familie, Alltag) oder im Inneren (destruktive Gedanken, belastende Gefühle) benötigen. Denn nur Sie haben Zugang und Kontrolle zu Ihrem Sicheren Ort. Später können Sie auch Ihre inneren Helfer sowie die inneren Kind-Anteile an Ihren „Sicheren Ort“ einladen, wenn Sie sich damit wohler fühlen. Reale Personen sollten Sie jedoch wie schon erwähnt nicht mitnehmen. Denn dieser Ort soll für Sie ja jederzeit, also rund um die Uhr, greifbar und zugänglich sein. Dies kann leider keine reale Person leisten, egal, wie nah sie Ihnen steht. Bedenken Sie bitte auch, dass reale Menschen enttäuschen können, was für die Imagination ein großes Problem wäre.
Bei regelmäßigem Üben werden Sie sich zunehmend in kritischen Situationen beruhigen können. Im Laufe der Zeit können Sie den „Sicheren Ort“ dann z.B. auch mit der folgenden Imagination „Der Innere Garten“ kombinieren. In einer späteren Phase der Traumatherapie wird die Übung zudem genutzt, um verletzliche Persönlichkeitsanteile imaginär in Sicherheit zu bringen. Die Übung selbst ist mit dem Namen „Wohlfühlort“ z.B. auf dem Hörbuch „Imagination als heilsame Kraft“ von Luise Reddemann zu finden.[i]
Wenn
Sie Probleme mit Imaginationen haben, bieten sich Bildbände als Anregung an, um
einen Sicheren Ort für sich zu finden. Darüber hinaus können Sie auch Bilder
oder Collagen von einem idealen Wohlfühlort anfertigen oder einen Platz in der
Nähe aufsuchen, an dem Sie zur Ruhe kommen können. Oder gönnen Sie sich
Wohlfühl-Kleidung, einen angenehmen Duft und schöne Musik. Alles, was Ihnen
guttut, wirkt.[ii]
Sollten jedoch auch diese Maßnahmen nicht greifen, dann helfen Ihnen vielleicht
Aktivitäten, die Sie lieben und die Ihnen sehr vertraut sind. Michaela Huber
nennt diese Aktivitäten „Safe activities“.[iii]
Dabei ist es völlig egal, ob Sie gern kochen, waschen, bügeln oder Radfahren.
Wichtig ist, dass Sie es ganz bewusst tun und sich danach noch kurz besinnen
und überprüfen, wie es Ihnen dabei ging. Wenn es Ihnen besser geht, können Sie
vielleicht nachspüren, woran Sie das merken und dieses Gefühl verankern, sodass
Sie später wieder darauf zurückgreifen können.
Weitere Übungen finden Sie in den Büchern von Sarah Frischke "Ein kleines, feines Leben" oder "Kopf über Wasser".
[i] Reddemann, Luise (2003): Imagination als heilsame Kraft.