Samstag, 18. Mai 2024

Instabile Halswirbelsäule (HWS)


Eine instabile Halswirbelsäule (HWS) wird u.a. als begleitende Ursache für ME/CFS benannt. Einer der bekanntesten Ärzte, die sich diesem Thema gewidmet haben, ist Dr. Bodo Kuklinski. Dieser hat jedoch inzwischen leider seine Praxis aus Altersgründen aufgegeben. Seine Erkenntnisse jedoch bleiben u.a. in Büchern bestehen.[i]

Von einer Instabilität der HWS wird gesprochen, wenn
-  die gesamte HWS (globale Instabilität) oder ein Teilbereich (lokale Instabilität) eine erhöhte Beweglichkeit aufweist
-. und die HWS gleichzeitig von den Muskeln nicht ausreichend gehalten bzw. kontrolliert werden kann.[ii]

Ursachen
Frühere Unfälle und zu häufige chiropraktische Manipulationen in der Vergangenheit gelten als typische Ursachen für die Problematik. Aber auch ein Ehler-Danlos-Syndrom (EDS) kann für eine instabile HWS verantwortlich sein. Noch relativ unbekannt sind die Auswirkungen der Botox-Therapie, die von Neurologen als Prophylaxe zu starker Migräne angeboten wird. Diese kann jedoch die Nackenmuskeln stark in Mitleidenschaft ziehen. Als Folge sind die Haltebänder der oberen Halswirbel so stark überlastet und gedehnt worden, dass sie ihre natürliche Haltefunktion nicht mehr zu 100% erfüllen können. Durch die Überbeweglichkeit kann es zu einem direkten Kontakt bzw. einer Einengung und Reizung von Nerven und Blutgefäßen kommen, was eine Kaskade an Reaktionen hervorrufen kann.[iii]

Darüber können folgende Umstände zu einer Verschlechterung führen:

·        Steife benachbarte Gelenke (Brustwirbelsäule, Rippengelenke)

·        Ungünstige Haltung bei der Arbeit bzw. langanhaltende Arbeitspositionen

·        Funktionelle Instabilität vom Schulterblatt

·        reduzierte Sehfähigkeit

·        Ungünstige Schlafposition

·        Generelles Haltungsdefizit

Symptome und Folgen[iv]

-        Gefühl von Müdigkeit im Nacken, Kopf fühlt sich schwer an

-        Diffuse Schmerzen im Nacken, die teilweise bis in den Rumpf und Arme ausstrahlen

-        Häufige Knackgeräusche möglich

-        Wiederkehrende Spannungskopfschmerzen

-        Intoleranz gegenüber Erschütterungen (bei manchen reicht eine längere Aurofahrt bereits aus)

 
Die Symptome sind meist abends stärker und treten vor allem auf bei:

-        Lang gehaltenen Positionen, vor allem im Sitzen

-        sportlicher Inaktivität sowie

-        starker muskulärer Belastung (Arbeit / Sport)



Die Folgen der HWS-Überbeweglichkeit und -Instabilität wiederum gehen weit über das orthopädische Problem hinaus:

1.      Sympathikusaktivierungen

2.      C-Nervenfaseraktivierungen und neurogene Entzündungen

3.      Funktionsstörungen der Hirnnerven

4.      Histaminerhöhungen und damit Histamintoleranz sowie MCAS

5.      Schädigung von Hirn- und Hirnschrankenzellen

6.      Nitrosativer Stress

7.      Höhere Nährwertbedarfe

8.      Sekundäre Mitochondrienstörungen

9.      ME/CFS 

Diagnostik

      Die Diagnostik ist in Deutschland nach wie vor sehr schwierig, da die Problematik nicht durch einfache Röntgen- oder MRT-Verfahren erkannt wird. Ein Funktions-MRT (Funktions-CT oder Röntgen), das notwendig wäre, wird wiederum von den gesetzlichen Krankenkassen kaum bezahlt. Daher bietet es sich an, sich an einen kundigen HWS-Spezialisten zu wenden. Dies sind in der Regel Physiotherapeuten oder Osteopathen.


Therapiemöglichkeiten

1.   Erschütterungen und weitere Überdehnung vermeiden

2.   Osteopathie

3.   Gezielte Stabilisierung und Muskelaufbau durch HWS-Spezialisten

4.   Mikronährstofftherapie

5. Behandlung der CMD (Craniomandibuläre Dysfunktion) durch Aufbiss-Schiene, Übungen, Entspannung sowie zahnärztliche oder kieferorthopädische Korrekturmaßnahmen

6.   In schweren Fällen sind Operationen notwendig.

Ich selbst leide seit geraumer Zeit unter einer instabilen HWS. Begonnen haben meine Schmerzen nach einem Schleudertrauma. Da mein früherer Orthopäde mich bei Blockaden grundsätzlich chiropraktisch behandelte, verschlimmerte sich das Problem. Eine Botoxtherapie aufgrund meiner starken Migräne brachte das Fass dann vor einigen Jahren zum Überlaufen. Ich hatte in der Tat das Gefühl, dass mein Hals aufgrund meines schweren Kopfes „durchbricht“. Daher kenne ich all die genannten Symptome sehr gut. Seit einigen Jahren versuche ich nun jedoch, durch vorsichtige Kräftigungs- und Dehnungsübungen die HWS zu stabilisieren sowie meinen gesamten Haltungsapparat zu kräftigen, sofern das bei ME/CFS möglich ist. Denn oft rühren die Schmerzen im Nacken von meiner Schulterschwäche. Darüber hinaus lasse ich mich regelmäßig physiotherapeutisch und osteopathisch behandeln. Bei Arbeiten am Schreibtisch mache ich regelmäßig Pausen, um meinen Nacken zu entspannen. Darüber hinaus muss ich Schuhen mit stoßdämpfenden Sohlen und Einlagen tragen, die ich die Erschütterungen nicht mehr ertrage. Auch Autofahren ist selbst als Beifahrerin manchmal sehr schwierig.

Zudem habe ich von meinem Zahnarzt eine Aufbiss-Schiene verordnet bekommen. Eine umfassende Sanierung des Gebisses ist zudem unabdingbar, da ich einen viel zu tiefen Biss habe, der das Problem der instabilen HWS noch verstärkt. Da ich nach den NICO-OPS unter einem starken Ungleichgewicht im Gebiss leide, steht mir hier noch einiges bevor. Aber ich merke gerade in den letzten Monaten, dass meine Kopf- und Nackenschmerzen wieder zugenommen haben. Ich muss mich dem Thema „Gebissaufbau“ widmen.  

 



[i] Kuklinski, Bodo (2018): Das HWS-Trauma − Ursachen, Diagnose und Therapie, Bielefeld: Aurum in J. Kamphausen Mediengruppe GmbH, 9. Auflage und

[ii] www.koerperwerk-suedbaden.de/hws-instabilitaet, zuletzt aufgerufen am 29.04.2024

[iii] histafit.de/instabile-halswirbelsaeule-und-histamin-intoleranz, zuletzt aufgerufen am 29.04.2024

[iv] Siehe oben (Quelle 214 und 215)

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