Samstag, 11. Mai 2024

Glückstagebuch


Das Glückstagebuch hat in vielen Therapien einen festen Platz gefunden. Luise Reddemann bezeichnet diese Übung als „Glücksschale“. Sie vergleicht das menschliche Leben mit einer Waage, die aus zwei Waagschalen besteht; der Schale des Glücks und der Schale des Unglücks. „…Wir raten die Schale des Glücks so aufzufüllen, dass sie ein Gegengewicht bilden kann zur Schale des Unglücks…“, so Luise Reddemann.[i]

Genau darum geht es bei dieser Übung: Sobald Sie regelmäßig in Ihrem Glückstagebuch die wichtigsten Dinge aufschreiben, die Sie glücklich gemacht haben, füllen Sie Ihre persönliche Schale des Glücks langsam, aber stetig auf. Aber nicht nur schwarz auf weiß, sondern auch innerlich wird sich für Sie etwas verändern: Es ist bewiesen, dass Menschen, die sich regelmäßig mit ihren positiven Erinnerungen beschäftigen, innerhalb weniger Wochen zufriedener und gelassener werden.

Ich schreibe regelmäßig in mein Glückstagebuch. Abends benötige ich gerade einmal fünfzehn Minuten, um all das Gute vom vergangenen Tag zu Papier zu bringen. Aber allein diese Übung verändert einiges: Ich verliere meinen Tunnelblick, den ich mir bei der Arbeit angewöhnt hatte. Ich hetze nicht mehr so oft durch den Alltag und schaue wieder nach rechts und links. Dabei entdecke ich immer öfter wunderschöne Pflanzen am Wegesrand und versteckte Oasen. Ich registriere und verankere die kleinen Nettigkeiten im Alltag – im Postamt, am Kiosk oder im Wartezimmer des Arztes. Kurz: Ich bin wacher und offener für die kleinen Glücksmomente des Lebens. Zudem nutze ich meine alten Glückstagebücher (inzwischen sind es mehrere) in schwierigen Zeiten. Dann blättere ich die Bücher durch, um mich an die schönen Momente zurückzuerinnern und zu trösten. Vor allem hilft mir dabei eine Erkenntnis immer wieder: „Egal, wie schlimm und schmerzhaft es gerade ist: Auch das wird vorbei gehen – und all die wohltuenden Momente werden wieder kommen!“

Die Glückstagebuch-Übung ist inzwischen auch in der Allgemeinbevölkerung bekannt. Dies hat große Vorteile: Zum einen können Sie bedenkenlos in Ihrem Freundes- und Bekanntenkreis über die Übung reden, selbst wenn Ihre Bekannten nichts über Ihre Traumatherapie wissen sollen. Zum anderen finden Sie in vielen Buch- und Schreibwarenläden vorgedruckte Glückstagebücher in unterschiedlichen Formaten. Am einfachsten ist es jedoch, eine einfache Kladde oder ein Notizbuch mit Blanko-Seiten zu kaufen. Dies bietet sich vor allem an, wenn Sie auch Zeichnungen oder ähnliches für Ihr Glückstagebuch einplanen. Wenn Sie Ihr Buch selbst basteln wollen, finden Sie vorgedruckte Formulare für Glücksbücher über google.de.



[i] Reddemann, Luise (2007): Imagination als heilsame Kraft. Zur Behandlung von Traumafolgen mit ressourcenorientierten Verfahren, S. 33

[ii] Lionni, Leo (1967): Frederick

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