Die Therapie eines Mastzellaktivierungssyndroms besteht in erster Linie darin, die mastzellaktivierenden Trigger zu vermeiden. Dies kann die Lebensqualität sehr einschränken, da Trigger allerorts zu finden sind und viele Lebensbereiche betreffen. Die Auslöser für einen Schub sind meist sehr individuell, was meist eine akribische Detektivarbeit erfordert. Da eine Reaktion der Mastzellen oft nicht direkt, sondern bis zu 72 Stunden später auftreten kann, ist es zudem teilweise sehr schwierig, im Nachhinein die Auslöser für einen Mastzellschub herauszufinden. Führen Sie daher gerade am Anfang am besten Tagebuch, um Ihre individuellen Trigger zu erkennen.
Potentielle Trigger
- Nahrungsmittel
- Andere Unverträglichkeiten wie Salicylat- oder orale Nickelintoleranz
- Getränke
- Kosmetik
- Medikamente
- Zusatzstoffe in Medikamenten oder Nahrungsergänzungsmitteln
- Jahreszeiten-, Temperatur- und Wetterwechsel
- Sonne
- Kälte
- Stress
- Körperliche oder geistige Überanstrengung
- Sport
- Lange Autofahrten/ Reisen
- Operationen
- Hormonwechsel (Regel, Wechseljahre)
- Duftstoffe und Gerüche
etc. etc.[i]
Medikamente
Die medikamentöse Basistherapie sieht eine Kombination von Antihistaminika (H1 und H2-Antihistaminika) und Mastzellstabilisatoren vor. Moldrings und Mücke raten vorzugsweise bei den AH1-Antihistaminika zu den verschreibungspflichtigen Medikamenten Rupatadin oder Fexofenadin, da diese keine Nebenwirkungen am Herzen zeigen. Aber grundsätzlich eignen sich auch alle anderen H1-Antihistiminika,[ii] wobei die Produkte der zweiten Generation generell verträglicher sind.
H2-Histaminika (Famotidin) sind schwieriger. Einerseits
helfen sie gegen die durch Histamin überschießende Magensäureproduktion und
damit gegen Refluxerkrankungen. Andererseits können sie auch kontraproduktiv
wirken, wenn aufgrund eines destabilisierten ANS zu wenig Magensäure produziert
wird und eine chronisch-rezidivierende Dünndarmfehlbesiedlung besteht. Dann
sollte im Zweifelsfall eher darauf verzichtet werden.
Zuletzt kommen die
Mastzellstabilisatoren ins Spiel. Vorzugsweise wird hier Cromocyclinsäure
(Allergoval, Pentatop) empfohlen, die jedoch bei einer gleichzeitigen
Salicylatintoleranz meist unverträglich ist. In einem solchen Fällen wird auf Ketotifen
zurückgegriffen. Unbedingt eingenommen werden sollte zusätzlich täglich 750 mg
Vitamin C (in Retard-Form oder über den Tag verteilt). Darüber hinaus können
pflanzliche Stabilisatoren wie Quercetin sehr hilfreich sein. Bei einer
gleichzeitig vorliegenden Salicylatintoleranz muss jedoch auch auf diese
verzichtet werden.
Wichtig ist, jedes Medikament einzeln einzuschleichen und die Dosierung
anzupassen. Dafür bedarf es sehr viel Geduld und auch Mut, denn nicht selten
sind einige Medikamente oder Zusatzstoffe unverträglich und lösen erst einmal
einen Rückschlag aus. Wichtig ist in diesem Zusammenhang, dass nicht wenige
Betroffene auf die Trägerstoffe der Medikamente reagieren können. Daher kann es
sinnvoll sein, die Medikamente als Reinstoffe z.B. von der Klösterl Apotheke in
München über ein spezielles Rezept zu beziehen. Diese stellt MCAS-Behandlern
inzwischen auch ein Testset mit den wichtigsten Medikamenten zur Verfügung,
wobei Rupatadin bisher leider nicht inbegriffen ist. Fragen Sie bei Interesse
direkt bei der https://www.kloesterl-apotheke.de/ nach, deren Personal sehr
hilfsbereit ist.[1]
Darüber hinaus raten Moldrings und Mücke zu einer Ernährungsumstellung für die ersten Wochen, in der auf Produkte mit Gluten, Rindfleisch, Kuhmilcheiweiß und Backhefe verzichtet werden sollte.[iii] Andere Experten setzen auf histaminarme Kost, wobei unbedingt auch die Histaminliberatoren berücksichtigt werden müssen. Hilfestellung hierzu finden Sie über die SIGHI-Lebensmittelliste, die sie unter diesem link herunterladen können.
Die Dosis der Basismedikamente kann und muss auch oft bis auf die Maximaldosis
erhöht werden. Darüber hinaus kann die Medikation symptomorientiert ausgeweitet
werden. Sollte dies nicht ausreichen oder sollten die Medikamente nicht
vertragen werden, muss über andere Therapieoptionen nachgedacht werden.
Spätestens dann ist es meist unerlässlich, eines der Kompetenzzentren für MCAS
aufzusuchen, was für manche Betroffene lange Fahrten notwendig macht.
Weitere Informationen
Weiterführende Informationen zu
MCAS finden Sie u.a. auf den Webseiten
mcas-hope.de oder mastzellenhilfe.de.
Darüber hinaus finden Sie auf der Website
https://systemisches-mastzellaktivierungssyndrom-mcas.de/MCAS/Was-ist-MCAS eine App, die Hilfestellung
bei einer systemischen MCAS bietet. In dem Buch von Moldrings und Mücke „Die
systemische Mastzellerkrankung“ werden grundlegende Informationen zur
Diagnostik und Behandlung der Erkrankung zur Verfügung gestellt. Zudem bietet
Dr. Nina Kreddig auf ihrer Website Beratung sowie ein Fachnetz für Behandler
an https://www.mastzellenhilfe.de/fachnetz-mcas.