Dienstag, 14. Mai 2024

MCAS-Therapie


Die Therapie eines Mastzellaktivierungssyndroms besteht in erster Linie darin, die mastzellaktivierenden Trigger zu vermeiden. Dies kann die Lebensqualität sehr einschränken, da Trigger allerorts zu finden sind und viele Lebensbereiche betreffen. Die Auslöser für einen Schub sind meist sehr individuell, was meist eine akribische Detektivarbeit erfordert. Da eine Reaktion der Mastzellen oft nicht direkt, sondern bis zu 72 Stunden später auftreten kann, ist es zudem teilweise sehr schwierig, im Nachhinein die Auslöser für einen Mastzellschub herauszufinden. Führen Sie daher gerade am Anfang am besten Tagebuch, um Ihre individuellen Trigger zu erkennen.

Potentielle Trigger

-        Nahrungsmittel

-        Andere Unverträglichkeiten wie Salicylat- oder orale Nickelintoleranz

-        Getränke

-        Kosmetik

-        Medikamente

-        Zusatzstoffe in Medikamenten oder Nahrungsergänzungsmitteln

-        Jahreszeiten-, Temperatur- und Wetterwechsel

-        Sonne

-        Kälte

-        Stress

-        Körperliche oder geistige Überanstrengung

-        Sport

-        Lange Autofahrten/ Reisen

-        Operationen

-        Hormonwechsel (Regel, Wechseljahre)

-        Duftstoffe und Gerüche

etc. etc.[i]


Medikamente

Die medikamentöse Basistherapie sieht eine Kombination von Antihistaminika (H1 und H2-Antihistaminika) und Mastzellstabilisatoren vor. Moldrings und Mücke raten vorzugsweise bei den AH1-Antihistaminika zu den verschreibungspflichtigen Medikamenten Rupatadin oder Fexofenadin, da diese keine Nebenwirkungen am Herzen zeigen. Aber grundsätzlich eignen sich auch alle anderen H1-Antihistiminika,[ii] wobei die Produkte der zweiten Generation generell verträglicher sind.

H2-Histaminika (Famotidin) sind schwieriger. Einerseits helfen sie gegen die durch Histamin überschießende Magensäureproduktion und damit gegen Refluxerkrankungen. Andererseits können sie auch kontraproduktiv wirken, wenn aufgrund eines destabilisierten ANS zu wenig Magensäure produziert wird und eine chronisch-rezidivierende Dünndarmfehlbesiedlung besteht. Dann sollte im Zweifelsfall eher darauf verzichtet werden.

Zuletzt kommen die Mastzellstabilisatoren ins Spiel. Vorzugsweise wird hier Cromocyclinsäure (Allergoval, Pentatop) empfohlen, die jedoch bei einer gleichzeitigen Salicylatintoleranz meist unverträglich ist. In einem solchen Fällen wird auf Ketotifen zurückgegriffen. Unbedingt eingenommen werden sollte zusätzlich täglich 750 mg Vitamin C (in Retard-Form oder über den Tag verteilt). Darüber hinaus können pflanzliche Stabilisatoren wie Quercetin sehr hilfreich sein. Bei einer gleichzeitig vorliegenden Salicylatintoleranz muss jedoch auch auf diese verzichtet werden.

Wichtig ist, jedes Medikament einzeln einzuschleichen und die Dosierung anzupassen. Dafür bedarf es sehr viel Geduld und auch Mut, denn nicht selten sind einige Medikamente oder Zusatzstoffe unverträglich und lösen erst einmal einen Rückschlag aus. Wichtig ist in diesem Zusammenhang, dass nicht wenige Betroffene auf die Trägerstoffe der Medikamente reagieren können. Daher kann es sinnvoll sein, die Medikamente als Reinstoffe z.B. von der Klösterl Apotheke in München über ein spezielles Rezept zu beziehen. Diese stellt MCAS-Behandlern inzwischen auch ein Testset mit den wichtigsten Medikamenten zur Verfügung, wobei Rupatadin bisher leider nicht inbegriffen ist. Fragen Sie bei Interesse direkt bei der https://www.kloesterl-apotheke.de/ nach, deren Personal sehr hilfsbereit ist.[1]

Darüber hinaus raten Moldrings und Mücke zu einer Ernährungsumstellung für die ersten Wochen, in der auf Produkte mit Gluten, Rindfleisch, Kuhmilcheiweiß und Backhefe verzichtet werden sollte.[iii] Andere Experten setzen auf histaminarme Kost, wobei unbedingt auch die Histaminliberatoren berücksichtigt werden müssen. Hilfestellung hierzu finden Sie über die SIGHI-Lebensmittelliste, die sie unter diesem link herunterladen können.

Die Dosis der Basismedikamente kann und muss auch oft bis auf die Maximaldosis erhöht werden. Darüber hinaus kann die Medikation symptomorientiert ausgeweitet werden. Sollte dies nicht ausreichen oder sollten die Medikamente nicht vertragen werden, muss über andere Therapieoptionen nachgedacht werden. Spätestens dann ist es meist unerlässlich, eines der Kompetenzzentren für MCAS aufzusuchen, was für manche Betroffene lange Fahrten notwendig macht.

Weitere Informationen

Weiterführende Informationen zu MCAS finden Sie u.a. auf den Webseiten
 mcas-hope.de oder mastzellenhilfe.de.

Darüber hinaus finden Sie auf der Website https://systemisches-mastzellaktivierungssyndrom-mcas.de/MCAS/Was-ist-MCAS eine App, die Hilfestellung bei einer systemischen MCAS bietet. In dem Buch von Moldrings und Mücke „Die systemische Mastzellerkrankung“ werden grundlegende Informationen zur Diagnostik und Behandlung der Erkrankung zur Verfügung gestellt. Zudem bietet Dr. Nina Kreddig auf ihrer Website Beratung sowie ein Fachnetz für Behandler an https://www.mastzellenhilfe.de/fachnetz-mcas.





 

 


 



[1] Die Kontaktdaten der Klösterl Apotheke finden Sie auf deren Webseite www.kloesterl-apotheke.de



[i] Ebenda und https://mcas-hope.de/mcas/mcas-symptome/, zuletzt aufgerufen am 18.02.2024

[ii] Moldrings, Gerhard J und Mücke, Martin (2023): Die systemische Mastzellerkrankung, S. 41, Trias im Georg Thieme Verlag KG

[iii] Ebenda, S. 39/ 41

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