Eine Sonderrolle bei ME/CFS spielt die Messung der Autoantikörper (AAk) gegen Neurotransmitter-Rezeptoren wie β-adrenerge Rezeptoren und muskarinerge AcetylcholinRezeptoren (mAChR). Diese können bei ca. 30 Prozent aller ME/CFS-PatientInnen gefunden werden. Sie gelten jedoch nicht als Beweis für die Erkrankung.[i]
Die Neurotransmitter Rezeptoren gehören zur Gruppe der G-Protein-gekoppelten Rezeptoren (GPGR) wie adrenerge und muskarine Rezeptoren. Auch bei Long-COVID konnten zahlreiche AAk gefunden werden, unter anderem gegen verschiedene GPGR.[ii] GPCR sind in der Zellmembran zuständig für die Wahrnehmung und Weiterleitung von Reizen ins das Zellinnere. Dadurch beeinflussen sie auch das autonome Nervensystem. AAk gegen mAChR werden mit Muskelschwäche und neurokognitiven Störungen in Verbindung gebracht.
In Hinblick auf die hohen Autoantikörper gibt es bisher noch keine erfolgreiche Therapie. Teure Blutwäschen wie Immunadsoprtionen können manchen Personen helfen, wobei jedoch inzwischen deutlich wird, dass diese bei einer Großzahl von Betroffenen regelmäßig wiederholt werden müssen. Gleichzeitig wird bei MCAS von diesen Methoden aufgrund der hohen Risiken abgeraten.[iii]
Einige Forschungen laufen zurzeit zu dem vielversprechenden Medikament BC007 in der Uniklinik Erlangen. An Probanden wurden jedoch nur Long Covid-Patienten ohne Komorbiditäten zugelassen. Das Medikament ist inzwischen zum Politikum geworden, da eine Studie für ME/CFS geplant war, jedoch nicht durchgeführt wurde. Inwieweit BC007 irgendwann auf den Markt kommt, steht noch in den Sternen. Und auch dann wird es vermutlich nur Long Covid-Patienten zur Verfügung gestellt werden. Für die ME/ CFS-Betroffenen wäre es wieder einmal nur „Off Label“ Therapie, also auf eigene Kosten und eigenes Risiko, erhältlich. Daher ist es aktuell am sinnvollsten, sich bei hohen Autoantikörpern auf den autoimmunen Charakter von ME/CFS zu besinnen und z.B. mit dem Coimbra-Protokoll zu arbeiten, das bei Multipler Sklerose und anderen Autoimmunerkrankungen sehr gute Effekte erzielen konnte. Auch einige Heilpilze wie der Agaricus Blazeii können bei Autoimmunerkrankungen sehr hilfreich sein. Bei MCAS sollte wiederum sorgfältig abgewogen werden, inwieweit diese Versuche vertretbar sind.
[i] https://www.imd-berlin.de/fachinformationen/diagnostikinformationen/autoantikoerperbestimmung-bei-chronischem-fatigue-syndrom-cfs, zuletzt aufgerufen am 24.02.2024
[ii] Ebenda
[iii] Moldrings, Gerhard J und Mücke, Martin (2023): Die systemische Mastzellerkrankung, S. 41, Trias im Georg Thieme Verlag KG, S. 75ff