Sonntag, 26. Mai 2024

Psychotherapie bei ME/CFS und MCAS



ME/CFS und MCAS sind schwere multisystemische und körperliche Erkrankungen. Daher stehen die biologisch-medizinische Versorgung sowie Verhaltensänderungen wie Pacing, Ernährungsumstellung und Co. immer im Vordergrund.

Eine Psychotherapie oder Ergotherapie kann jedoch als Begleitmaßnahme und zur Krankheitsbewältigung sinnvoll sein - sofern sie freiwillig und nicht erzwungen ist.

Ziel der Behandlung sollte sein, dass die Patienten
a) mit der extremen psychischen Belastung durch die krankheitsbedingten Einschränkungen besser umgehen können (wie z. B. auch bei Multipler Sklerose oder Krebs) sowie
b) die Erkrankung besser händeln können (Pacing, Nervus Vagus-Übungen, Schlafkonzepte etc.).

Für die Auswahl der einzelnen Maßnahmen ist wiederum die individuelle Ausgangslage der einzelnen Patienten entscheidend. Grundsatz jeglichen psychotherapeutischen Handelns sollte folgender sein: "Weniger ist mehr! Und schade nicht!"

Völlig ungeeignet und unangebracht sind Therapieformen wie GET (
ansteigende Aktivierungstherapie bzw. engl. Graded Excercise Therapy) oder CBT (Cognitive Behavioral Therapy). Diese  Behandlungsansätze GET und CBT beruhten auf einem - für ME/CFS und MCAS nicht zutreffenden - früheren psychosomatischen Krankheitsmodell, das angebliche aktivitätsvermeidende Verhaltensweisen und falsche Krankheitsüberzeugungen als Ursache der Erkrankungen definierte. Dieses Modell sollte nach all den Beweisen in den letzten Jahren inzwischen der Vergangenheit angehören, aber leider gibt es nach wie vor noch genügend Behandler in Deutschland, die diese Einschätzung teilen und hartnäckig verteidigen.

Daher sollten Sie bei der Psychotherapie- und Ergotherapie-Suche genau hinschauen und den Wissensstand der einzelnen Therapeuten überprüfen.

Bei der Kommunikation mit den einzelnen Therapeuten könnte der Artikel  The Role of Psychotherapy in the Care of Patients with Myalgic Encephalomyelitis/Chronic Fatigue Syndrome
hilfreich sein: Dieser Beitrag wurde 2023 von Bettina Grande, einer führenden Psychotherapeutin in Hinblick auf ME/CFS, und weiteren Mitstreitern verfasst, um für einen psychotherapeutischen Ansatz für ME/ CFS zu plädieren, der dabei helfen soll, Zustandsverschlechterungen zu vermeiden.

Eine deutsche Übersetzung finden Sie hier


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