Selbstachtung wird laut Duden definiert als „die Achtung, die jemand vor sich selbst hat“. Sie kann auch mit dem „Gefühl für die eigene menschliche Würde“ gleichgesetzt werden.[i] Damit haben Sie Selbstachtung, wenn Sie sich selbst gegenüber Respekt verspüren und sich dementsprechend behandeln. Herausfinden können Sie dies leicht. Überlegen Sie sich, wie Sie sich gegenüber jemanden verhalten, den Sie respektieren und mögen. Wahrscheinlich sind Sie nett zu dieser Person und achten auf deren Bedürfnisse und Wünsche. Vor allem werden Sie diese nicht beschimpfen oder demütigen. Im Gegenteil, Sie werden die Person und deren Kompetenz sehr schätzen und vielleicht sogar bewundern. Und nun überlegen Sie, wie Sie mit sich selbst umgehen. Wenn dies mit Ihrem Umgang mit anderen übereinstimmt, dann achten Sie sich selbst. Sollten Sie sich jedoch anders und sogar schlechter behandeln, dann sind Sie eventuell – wie so viele Menschen – sich selbst der ärgste Feind.
In
einer Therapiestunde schenkte mir meine Bezugstherapeutin einen Text von
Virginia Satir „Ich bin Ich“. Diesen las ich vor; leise, kopfschüttelnd und
weinend. Anfangs hatte ich das Gefühl, kein Recht zu haben, diesen Text laut
vorzulesen. Denn vieles, was dort angesprochen wurde, war mir völlig fremd. Mir
wurde bewusst, wie weit ich noch von einer umfassenden Selbstachtung und -liebe
entfernt war. Mein Selbstbewusstsein basierte damals allein auf meiner
beruflichen Karriere, die ich aufgrund der Erkrankung aufgeben musste. Und
genau hier lag der Knackpunkt: Ich war damals überzeugt, ohne berufliche
Laufbahn nichts mehr wert zu sein. In meinen Augen war ich „ein Niemand“. Wenn
mich jemand fragte, wie es mir geht und wo ich nun stehe, antwortete ich meist
mit dem Satz „Ich bin vogelfrei!“. Damit war für mich alles gesagt.
Wenn ein Mensch sich selbst liebt
und achtet, dann sorgt er gut für sich. Er nimmt seine Bedürfnisse ernst und
kümmert sich um Seele, Geist und Körper. Selbstfürsorge ist damit
selbstverständlich. Manche Betroffene haben jedoch ein großes Problem mit ihrer
Selbstachtung und damit ihrer Selbstfürsorge. Viele kümmern sich in Beruf und
Alltag aufopferungsvoll um andere Menschen oder Familienmitglieder. Aber wenn
es um sie selbst geht, sind sie überfragt. Sie haben nie gelernt, sich etwas
Gutes zu tun. Andere wiederum wurden zum „Funktionieren“ erzogen, das
„Sich-Verwöhnen“ war verpönt. Und Dritte wurden vielleicht sogar beschimpft. Somit
ist es kein Wunder, dass viele Betroffene ihre Bedürfnisse verleugnen und ihren
Körper ablehnen oder sogar hassen, sobald er nicht mehr „funktioniert“. Körperliche
und emotionale Selbstfürsorge bedeutet in diesem Zusammenhang, sich von diesen
destruktiven Verhaltensweisen zu verabschieden und neue konstruktive Wege zu
suchen. Für ein konsequentes Pacing ist sie unabdingbar.
Auch Sie können Ihre Selbstachtung verbessern. In diesem Zusammenhang kann die Arbeit auf der inneren Bühne von entscheidender Wichtigkeit sein. Überdiese werden Sie durch eine konsequente Ressourcenorientierung herausfinden, was Sie können und was Sie als Mensch so wertvoll macht. Viele verborgene oder lange vergrabene Talente werden dabei zutage treten. Ihr Selbstbewusstsein darf sich erholen. Die Arbeit mit Affirmationen unterstützt Sie dabei. Affirmationen basieren auf Selbstsuggestion und auf dem Konzept der Neuroplastizität. Dabei nutzen Sie positive Leitsätze, Sprüche und Gedanken, die Sie – ähnlich wie ein Mantra – immer wieder aufsagen und in Visualisierungen verwenden.