Leider leiden etliche Betroffene von ME/CFS an einer Unverträglichkeit von Kohlenhydraten. Dies hat unterschiedliche Gründe. Daher ist eine umfangreiche Diagnostik notwendig, wobei Gastroenterologen leider zu wenig Wissen um die einzelnen Ursachen haben. Inzwischen kennen die meisten immerhin die Laktose-, Fructose- und Sorbitintoleranz. Aber schon bei der Dünndarmfehlbesiedlung endet das Wissen vieler Fachärzte. Daher sind viel Eigenintiative, Eigentestungen sowie die Inanspruchnahme ausgewählter Fachärzte notwendig, um dem Rätsel ein Ende zu setzen.
Gewisse KH- Unverträglichkeiten werden über einen sogenannten H2-Atemtest
gemessen. Dazu gehören:
· Laktoseintoleranz
· Sorbitintoleranz
· Fructoseintoleranz
· Wasserstoff-Dünndarmfehlbesiedlung/ SIBO
Dieser Test hat sich bewährt, um eine Unverträglichkeit gegen
bestimmte Kohlenhydrate (KH) nachzuweisen. Bei KH-Unverträglichkeiten gelangt
der jeweilige Zucker unverdaut aus dem Dünndarm in den Dickdarm, wo er dann von den Bakterien der Darmflora zersetzt wird. In diesem Prozess entsteht unter
anderem Wasserstoff (H2), wohingegen im normalen menschlichen Stoffwechsel kein
H2 anfällt.
Bei einem solchen Test muss der Proband eine laktose-, fruktose-, glukose- oder sorbithaltige Lösung trinken. Parallel muss er in bestimmten Abständen in ein Röhrchen pusten. Die Atemluft wird danach gemessen. Wenn der Anteil an Wasserstoff in der Ausatemluft ansteigt, ist eine Unverträglichkeit vorhanden.
Wird eine Laktoseintoleranz festgestellt, sollte man auf laktosehaltige Milchprodukte verzichten. Inzwischen gibt es zum Glück in jedem Supermarkt laktosefreie Produkte im Angebot. Darüber hinaus können Sie z.B. im Restaurant oder Café auch Laktase-Enzyme nutzen, die in der Apotheke erhältlich sind.
Bei einer Fructoseintoleranz ist es etwas schwieriger. Fruchtzucker kommt nicht nur in Früchten vor, sondern auch in manchen Gemüsesorten. Darüber hinaus ist er in Honig, Haushaltszucker sowie als Zuckeraustauschstoff in diversen Fertigprodukten wie Süßwaren, Gebäck, Tütensuppen etc. zu finden.
Bei einer Fructose-Malabsorption
wird laut den Ernährungsdocs auch Sorbit nicht vertragen. Sorbit (E 420) ist
ein sogenannter Zuckeralkohol, der v.a. in Kernobst wie Birnen, Äpfeln,
Pflaumen, Pfirsichen und Aprikosen steckt. Überdies wird er als
Zuckeraustauschstoff oder Feuchthaltemittel in zahlreichen Fertigprodukten und
als Trägerstoff in Arzneimitteln verwendet. [i]
Spätestens hier kommen Sie nicht darum herum, beim Einkaufen die Zutatenlisten
zu studieren und Detektiv zu spielen. Lebensmittel-Listen wie z.B. die Baliza
App unterstützen Sie dabei. Auch die Lebensmitteldatenbank von Doris Pass, in
der man die unterschiedlichen Unverträglichkeiten nach Stärke eingeben kann,
kann vor allem anfangs von unschätzbarem Wert sein.
Bei erworbener Fructose- und Sorbitintoleranz kann zudem eine anfängliche
Auslassdiät sinnvoll sein, um später wieder einige Lebensmittel einzuschleichen.
Sowohl die Fructose- und Sorbitintoleranz können wiederum durch eine
Dünndarmfehlbesiedlung begünstigt sein. Bei einer Dünndarmfehlbesiedlung
breiten sich Dickdarm-Bakterien wie Bifidobakterien, Klebsiella oder auch
pathogene Erreger im Dünndarm aus. Dadurch kommt es zu einer Fehlgärung, bei
der wiederum größere Mengen Wasserstoff oder auch Methan entstehen.
Eine Sonderrolle stellt die IMO (Intestinale Methanogenüberwucherung) dar, die
sich durch zu hohe Methanbildner im Mikrobiom auszeichnet. Theoretisch kann
eine solche mit einem Laktulose-Atemtest festgestellt werden, der in der Regel
als Selbsttest durchgeführt werden muss. Inzwischen gibt es einige seriöse
Anbieter bzw. Labore im Internet, die diesen anbieten. Es hat sich jedoch
herausgestellt, dass dieser Test des Öfteren falsch positiv ausfällt. Eine
Alternative bietet ein großer Mikrobiom-Test von medivere.de oder Dr. Kirkamm,
in dem die Anzahl der Methanbildner festgestellt wird.
Zu guter Letzt gibt es noch die Schwefelwasserstoff-SIBO, die sich durch eine Unverträglichkeit von Schwefel auszeichnet. In Deutschland existiert leider noch kein Atemtest zur Diagnostik. Aber ein großer Mikrobiom-Test, der auch die sulfatreduzierenden Bakterien abbildet, bringt diesbezüglich Klarheit.
Sollte eine Dünndarmfehlbesiedlung/ SIBO oder IMO vorliegen, gibt es
unterschiedliche Behandlungsmethoden, die von der Gabe eines Antibiotikums bis
hin zu Fasten reichen. Selbstverständlich sollte sein, auf Zucker zu verzichten
und Kohlenhydrate einzuschränken. Leider werden diese Behandlungsmethoden
allesamt nicht von der Kassenmedizin bezahlt, sondern müssen selbst getragen
werden. Inwieweit welche Methode für den Einzelnen sinnvoll ist, sollte
zusammen mit einem Spezialisten abgeklärt werden. Es kann gute Gründe dafür
geben, die aggressiven Methoden zu vermeiden. Z.B. sollte man sich darüber im
Klaren sein, dass die SIBO immer wieder aufkommt, wenn die Ursache dafür nicht
bereinigt wird. Sie ist dann rezidivierend. Daher ist meist eine weiterführende Diagnostik (Pankreas, Magensäuremangel etc.) notwendig.
Detaillierte Informationen dazu finden Sie u.a. in der Facebook-Gruppe
„Dünndarmfehlbesiedlung/ SIBO Deutschland“. Dort finden Sie in den Dateien eine
Worddoc-Datei, die ausführlich über Entstehung, Diagnostik, Behandlung und
Nachsorge informiert.
Denken Sie bei Problemen mit Kohlenhydraten aber bitte auch an eine Insulin-Resistenz als Vorstufe zu Diabetes. Und zu guter Letzt kann eine KH-Unverträglichkeit auch auf Leaky Gut und kaputte Brush Borders zurückgeführt werden. Hier ist die Studienlage jedoch dünn - und die Betroffenen meist auf sich allein gestellt. Mit bestimmten Enzymen kann hier jedoch versucht werden, die KH besser zu verdauen.
[i] https://www.ndr.de/ratgeber/gesundheit/Fructoseintoleranz-Symptome-und-Behandlung,fruktoseintoleranz100.html, zuletzt aufgerufen am 13.02.2024