Das Wort „Trauma“ kommt aus dem Altgriechischen und bedeutet „Wunde“ oder „Verletzung“. Daher wird von einem psychischen Trauma gesprochen, wenn eine mentale oder seelische Verletzung vorliegt.[i] Im allgemeinen Sprachgebrauch wird der Begriff „Trauma“ heutzutage jedoch zu häufig und voreilig benutzt. Aussagen wie „Nationalmannschaft erleidet eine traumatische Niederlage“ oder „Das Weihnachtsfest war ein einziges Trauma“ und „Mein Chef hat mich heute in der Konferenz traumatisiert“ sind in der Allgemeinbevölkerung und vor allem auch in den Medien keine Seltenheit mehr. Für Menschen mit schweren Traumafolgestörungen ist dies nur schwer auszuhalten, da ihr eigenes Leid damit indirekt bagatellisiert wird. Auch in der Fachwelt wird bereits vor einer Bagatellisierung und inflationären Nutzung des Begriffs „Trauma“ gewarnt.[ii]
Schon aus diesem Grund ist es unabdingbar, sich wieder auf die medizinische Definition von Trauma zu konzentrieren. Diese findet sich in den internationalen Klassifikationssystemen bzw. Diagnose-Katalogen ICD-10 (International Statistical Classification of Diseases and Related Health Problems)[iii] und DSM-IV (Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders)[iv], in denen die Bedingungen für ein Trauma festgelegt wurden:
Bei einem Trauma muss objektiv eine frühere außergewöhnliche Bedrohung oder ein katastrophenartiges Ausmaß einer Situation vorliegen. Darunter fallen u.a. der drohende Tod und eine tatsächliche oder drohende ernsthafte Körperverletzung, egal ob es sich um die Person selbst handelt oder ob sie als Augenzeuge eine solche Tat beobachtet oder erfährt. Dies gilt vor allem dann, wenn nahestehende Personen wie Familienmitglieder oder FreundInnen betroffen sind. Zudem zeichnet sich ein Trauma laut ICD 10 dadurch aus, dass subjektiv "… bei fast jedem eine tiefe Verzweiflung…“ auftauchen würde.[v] Ein weiteres Zeichen von Trauma sind intensive Gefühle wie Angst, Hilflosigkeit oder Schrecken.[vi] Zu traumatischen Ereignissen zählen damit unter anderem Naturkatastrophen, Unfälle, schwere oder lebensbedrohliche Erkrankungen, Überfalle, Folter, Flucht, Misshandlung, sex*** Missbrauch und Vernachlässigung im Kindesalter.
Selbstverständlich können auch andere Ereignisse und Situationen eine starke Belastung im Leben darstellen, die schwer zu verarbeiten ist. Einige Personen werden z.B. durch eine Scheidung oder einen Arbeitsplatz-Verlust traumatisiert. Aber oft ist der Trauma-Begriff hier schon nicht mehr zielführend. Trotzdem ist es bei zu hoher Belastung ratsam, in solchen oder anderen einschneidenden Lebensphasen eine Psychotherapie zu beginnen.
[i] Amrhein, Christine (2015): Trauma: Seelische Verletzungen durch stark belastende Vorfälle - Akute Belastungsreaktion und Posttraumatische Belastungsstörung, auf https://www.therapie.de/psyche/info/index/diagnose/trauma/definition-trauma/, zuletzt aufgerufen am 13.09.2021
[ii] Bengel, Jürgen von der Universität Freiburg (2009): Alles Trauma oder was? Die inflationäre Verwendung des Begriffs „Trauma“, Vortrag am 27.06.2009 anlässlich der 7. Fachtagung des IVS: Psychotherapie nach kritischen Lebensereignissen und Traumatisierungen: Erlangen, zu finden auf https://www.ivs-nuernberg.de/wp-content/uploads/Fachtagung2009-JB-Erlangen-6-2009-IVS.pdf, zuletzt aufgerufen am 13.09.2021
[iii] Der ICD-Code ist ein international anerkanntes Klassifikationssystem. Auf Basis der dort enthaltenen Definitionen vergeben MedizinerInnen und PsychotherapeutInnen medizinische Diagnosen. Die Diagnosen sind durch eine Kombination von Buchstaben und Zahlen kodiert. Auch Ihre Ärztin verwendet diese ICD-Codes z.B. auf einer Krankschreibung. Bisher galt der ICD-10. 2022 wird der ICD-11 eingeführt. Quelle: https://gesund.bund.de/service/was-ist-der-icd-code, zuletzt aufgerufen am 13.09.2021.
[iv] Das DSM-IV ist ein
Klassifikationssystem der Psychiatrie aus den USA. Es wird weltweit zur
einheitlichen Diagnostik von psychischen Erkrankungen genutzt.
Quelle:
https://www.neurologen-und-psychiater-im-netz.org/glossar/?tx_mksglossary_pi1%5BshowUid%5D=17&cHash=50631d2cca97e7efd0a1f490e0c747b4,
zuletzt aufgerufen am 13.09.2021
[v] https://www.degpt.de/informationen/fuer-betroffene/trauma-und-traumafolgen/ (zuletzt aufgerufen am 13.09.2021); https://www.icd-code.de/icd/code/F43.1.html zuletzt aufgerufen am 13.09.2021)
[vi] Ebenda