Bei ME/CFS und MCAS können emotional belastende Situationen für Crashs sorgen. Negative Gedanken und Gefühle können stressen, für Adrenalinschübe sorgen und damit regelrecht krankmachen. Daher ist es sinnvoll, diese zu kontrollieren und erst einmal wegzupacken, um sie später in kleinen Dosierungen zu verarbeiten. Hilfreich ist jedoch nicht, begründete Gedanken sowie Gefühle dauerhaft zu verdrängen oder gar abzuspalten. Auch wenn dies in manchen Brain Retraining-Programmen propagiert wird, kann ich davor nur warnen. Anfangs mag es von Nutzen sein, die negativ besetzten Gedanken und Gefühle durch Affirmationen zu ersetzen. Aber auf keinen Fall sollte man sie mit einem Satz wie „Es gibt Schlimmeres“ im Keim ersticken, ohne sich mit ihnen auseinandergesetzt zu haben. Ein solches Vorgehen grenzt an toxischer Positivität und verdrängt ernstzunehmende Gefühle, anstatt ihnen den Raum zu geben, der ihnen gebührt. Auf Dauer kann sich das rächen.
Umso entscheidender ist es, zum richtigen Zeitpunkt den adäquaten Umgang
mit den unterschiedlichsten Gedanken und Emotionen zu erlernen. In diesem Blog und auch in meinen Büchern stelle ich Ihnen einige Methoden vor um negative Gedanken sowie – subjektiv
kaum aushaltbare – Gefühle besser zu kontrollieren, wegzupacken und später zu
bearbeiten.
Dabei können Sie sich dem Thema auch erst einmal spielerisch annähern. Eine
Möglichkeit bietet der Pixar-Film „Alles steht Kopf“. In diesem Film, der vor
einigen Jahren im Kino lief, ändert sich das Leben eines kleinen Mädchens
grundlegend durch einen Umzug in eine andere Stadt. Als Folge wird dieses von
seinen Gefühlen überrollt. Die Emotionen werden als kleine Figuren dargestellt,
die in dem Kopf des Mädchens diskutieren, streiten und sich einigen. Sie
entwickeln langsam ein Eigenleben. Es ist unheimlich niedlich und gleichzeitig
spannend, wie die Gefühle Wut, Ekel, Angst, Traurigkeit und Freude gemeinsam
versuchen, das Leben des kleinen Mädchens wieder ins Gleichgewicht zu bringen.
Der Regisseur, der auch für Monster AG oder Toy Story verantwortlich ist,
wollte mit dem Film aufzeigen, wie es in unserem Unterbewusstsein aussehen
kann. Es ist ein sehr schöner Film, der auch noch Spaß bringt und einen
Einblick in die Gefühlswelt gibt.
Wenn Sie sich grundsätzlich für Gefühle interessieren und sich dem Thema erst einmal theoretisch nähern wollen, bietet sich wiederum das „Das Buch der Gefühle“ von Gabriele Frick-Baer und Udo Baer an. Es ist ein ausgezeichnetes Nachschlagewerk, das viele Anregungen beinhaltet.[i]
[i] Baer, Udo & Frick-Baer, Gabriele (2000): Das große Buch der Gefühle. Weinheim und Basel: Beltz-Verlag. 4. Auflage