Yoga dürfte für viele Betroffene zu anstrengend sein dürfte.
Daher sollten Sie sich bei einem moderaten oder milden Krankheitsverlauf überlegen, ob eventuell Stuhl-Yoga oder das traumasensitive Yoga (TSY) [i] eine Alternative für Sie wäre. Stuhl-Yoga wird auch oft in Seniorenkursen angeboten. Das TSY, das seit über 15 Jahren im Trauma Center in Boston erfolgreich eingesetzt wird, basiert auf den aktuellen Erkenntnissen aus der Psychotraumatologie sowie den Übungen des Hatha-Yoga. Bei dieser sanften Bewegungsmethode werden in gezielter Achtsamkeit und ohne Leistungsdruck einfache Haltungen (Asanas) und Atemübungen (Pranayama) ausgeübt, um den Zugang zum eigenen Körper wieder zu ermöglichen. Während die Haltungen (Asanas) den Sympathikus aktivieren und gegen Erstarrung bzw. Dissoziationen wirken, werden die Atemübungen (Pranayama) und eher sanfte, meditative Übungen zur Beruhigung und damit zur Aktivierung des neuen Parasympathikus eingesetzt. Durch die achtsame Bewegung können Betroffene ihr vegetatives Nervensystem in positiver Weise beeinflussen und lernen dabei spielerisch, zwischen An- und Entspannung zu wechseln.
Im Gegensatz zu einer klassischen Yoga-Stunde werden vonseiten des
Therapeuten weder Berührungen noch Korrekturen eingesetzt. In der Regel übt er
die einzelnen Haltungen mit den Klienten gemeinsam aus. Lange Sprechpausen
sowie eine stille Entspannung am Ende der Stunde finden nicht statt. Anstelle
des Leistungsgedanken wird auf Freiwilligkeit und Selbstbestimmtheit gesetzt,
was durch die Anleitung eines Traumatherapeuten und durch die Berücksichtigung
von körperlichen und emotionalen Grenzen gezielt gefördert wird. Daher eignet
sich diese Yoga-Form auch für ME/CFS und MCAS-Erkrankte. Durch Wiederholung der
Übungen kann wiederum ein Sicherheitsgefühl entstehen, wobei der Klient bereits
bekannte Übungen in unterschiedlichen Situationen immer wieder neu erfährt. Der
Therapeut unterstützt ihn dabei, ihre körperlichen Empfindungen achtsam
wahrzunehmen und seine Reaktionen beobachten zu können, ohne davon gefühlsmäßig
überwältigt zu werden.
Traumasensitives
Yoga kann sowohl im Liegen (moderat bis schwer betroffen) als auch im Sitzen (moderat
oder leicht betroffen) oder Stehen ausgeübt werden. In der Therapie wird meist
sitzend auf Hockern geübt. Die Bewegungsmethode wird sowohl in Einzelarbeit
oder Gruppenarbeit angeboten, wobei die Gruppenarbeit in einem geschlossenen
Kurs mit maximal fünf Teilnehmern stattfinden sollte. Online-Yoga im Liegen
wiederum wird z.B. von Laila angeboten: https://laila.yoga/. Auch unter www.yourmoment.yoga
werden Online-Yoga-Kurse von einer Betroffenen angeboten.
[i] Härle, Dagmar (2017): „Traumasensitives Yoga als komplentärer Interventionsansatz zur Behandlung von komplexen Traumafolgestörungen“ in „Trauma – Zeitschrift für Psychotraumatologie und ihre Anwendungen Jahrgang 2017/ Heft 3,
Saint-Cyr, Sienna: „Traumasensibles Yoga“, auf https://www.happiness.com/magazin/gesundheit/traumasensibles-yoga/