Bei schweren Erkrankungen und v.a. bei Bettlägerigkeit bietet das Handy einen Zugang zur Um- und Außenwelt, der nicht zu unterschätzen ist. Für manche Betroffene ist es oft die einzige Möglichkeit, Kontakt zu anderen Menschen zu pflegen. Über die sozialen Medien ist es möglich, nach wie vor Kontakte zu halten, sich zu unterhalten und zu zerstreuen. Das Handy ist im Vergleich zu Büchern oder PCs sehr leicht und kann daher auch noch von schwerer Erkrankten gut gehalten und genutzt werden. Selbsthilfeforen, -blogs und Online-Genesungsprogramme, die v.a. aus Youtube-Videos bestehen, sind hilfreich und nützlich. Auch die Recherche in Hinblick auf Behandlungsmöglichkeiten nimmt sehr viel Raum ein.
Dadurch ist das Handy für viele unverzichtbar geworden, was nachvollziehbar ist.
Die Zeit, die Betroffene mit ME/CFS und MCAS am Handy verbringen, kann jedoch stark
ansteigen, was trotz der vielen Vorteile für Probleme sorgen kann. Es ist
erwiesen, dass übermäßiger Handy-Gebrauch Gefahren mit sich bringt.
a) Elektromagnetische
Strahlung
Wie allen bekannt sein dürfte, kann sich Belastung durch elektromagnetische
Strahlung langfristig negativ auf die Gesundheit auswirken. Eine ständige
Exposition erhöht das Risiko für Hirntumore, Schlafstörungen und Schäden am
Nervensystem.
b) Haltungs- und Sehnenschäden
Eine schlechte Körperhaltung und Fehlbelastung von Nacken und Rücken kann langfristig zu „Smartphone-Buckel und Stiernacken“ führen. Dieses Problem haben v.a. Nutzer, die sich im Sitzen und Stehen mit dem Handy beschäftigen. Mittelfristig haben diese nicht nur mit orthopädischen Schäden, sondern auch zu emotionalen Beeinträchtigungen zu kämpfen. Die dauerhaft gebeugte Haltung führt zu schlechter Laune und Traurigkeit. Wir schwächen dadurch unser Selbstvertrauen. Forscher gehen davon aus, dass dadurch sogar sogar unsere Testosterol-Konzentration im Blut reduziert und das Stresshormon Cortisol erhöht wird.[i]
Darüber hinaus müssen wir uns
aufgrund der geringen Größe des Smartphones, und des Inhalts, stark
konzentrieren und unsere Augen zusammenkneifen. Dadurch wird automatisch den
Stirnrunzler aktiviert wird, der normalerweise nur reagiert, wenn wir uns in
einer starken Anspannung befinden oder uns ärgern.[ii]
c) Schlafstörungen
Durch Studien ist inzwischen bewiesen, dass Handies in der Bettumgebung
zu weniger Schlaf führen.[iii] Durch
andere Studien ist wiederum bekannt, dass das Blaulicht von Bildschirmen zu
sinkenden Melatoninspiegeln führt. Melatonin ist u.a. dafür verantwortlich,
dass Menschen bei Dunkelheit müde werden.
d) Suchtgefahr
Achten Sie gut auf sich! Die Gefahr, ähnlich wie Notärzte oder
Feuerwehrmänner bei dem Handygebrauch in einen Bereitschaftsmodus zu verfallen,
ist bei zu starker Handynutzung grundsätzlich sehr groß. Diese ist in der Regel
mit einer starken Grundanspannung gepaart – und damit alles andere als gut für
ME/CFS und MCAS.
Daher sollten Sie sich Gedanken machen, wenn
- Sie Probleme haben, Ihre Smartphone-Nutzung zu kontrollieren und zu viel Zeit
auf dem Handy und im Internet verbringen.
- die Handynutzung für Sie im Alltag im Vordergrund steht.
- Sie aufgrund der Handy-Nutzung weniger Zeit und Kraft für Freunde oder
Familienmitglieder haben – und es in Ihrem Umfeld wiederholt Kritik wegen Ihrer
Handy-Nutzung gab.
- Sie das Handy nutzen, um Emotionen oder Langeweile zu unterdrücken.
- Sie andere alltäglichen Aufgaben vernachlässigen, weil Sie zu viel Zeit am Handy verbringen.
- Sie Ihr Handy auch in unangemessen Situationen benutzen.
- Sie unruhig werden, wenn Sie für
längere Zeit nicht online waren.[iv]
d) Sucht
Eine Sucht wiederum zeigt sich durch folgende Symptome:
a) Sie
beschäftigen sich auch in handylosen Zeiten gedanklich mit dem Smartphone und
schauen immer wieder nach, obwohl es keinen Anlass gibt.
b) Sie verbringen immer mehr Zeit mit Ihrem Handy.
c) Wenn
Sie das Handy nicht greifbar haben – oder versuchen, die Bildschirmzeit zu
beschränken, werden Sie reizbar und ruhelos.
d) Sie
versuchen, den Handygebrauch einzuschränken und scheitern.
e) Sie
ordnen andere Aktivitäten der Handynutzung unter.[v]
f) Sie
belügen sich und andere über das tatsächliche Ausmaß der Handynutzung.
g) Sie
unterdrücken negative Gefühle durch die Handynutzung.
Die Gründe für eine Handy-Sucht werden
auf onlinesucht.de/handysucht-smartphonesucht/
wiederum sehr gut erläutert.
Wenn Sie anhand der Auflistung merken,
dass Ihre Handynutzung bereits problematisch ist, sollten Sie etwas ändern. Ihr
autonomes Nervensystem wird es Ihnen danken. Diese Regeln gelten natürlich auch
für PC, Tablet und Co.
Bei einer angehenden Suchtproblematik sollten Sie Ihr Verhalten ändern und Ihre
Zeit mit dem Handy begrenzen. En gesunder und optimaler Umgang mit dem Handy sieht
anders aus. Idealerweise drücken Sie den Knopf nur, wenn es wirklich notwendig
ist – und legen das Handy ansonsten beiseite.
Einige Tipps, um öfters auf das Handy zu verzichten:[vi]
a) Halten
Sie Kommunikationspausen ein
Stellen Sie das Handy nur laut, wenn Sie einen dringenden Anruf oder eine wichtige Nachricht erwarten. Ansonsten halten Sie es auf „stumm“. So werden Sie nicht ständig abgelenkt und können sich besser entspannen. Als Privatperson müssen Sie nicht 24 Stunden erreichbar sein. Auch haben Sie keine Rufbereitschaft.
b) Legen
Sie das Handy außer Reichweite
Wie wäre es, wenn Sie das Handy öfters in eine Schublade stecken, sodass es nicht immer sichtbar und greifbar ist?
c) „Retro“ kann beruhigend wirken
Nutzen Sie z.B. einen Wecker.
Tragen Sie eine Armbanduhr und nutzen Sie einen Papierkalender. Auch ein echtes
haptisches Buch kann eine Wohltat sein.
d) Nutzen Sie „Digital Detox“-Apps
„Detox“-Apps können Sie dabei
unterstützen, die Handynutzung zu optimieren und zu reduzieren: https://bernardzitzer.com/de/apps-handysucht-digital-detox/.
Darüber hinaus können Sie heute auf den meisten Handys sowohl Bildschirm-Auszeiten
und Zeitlimits für die Nutzung von Apps einrichten.
[i] Dr. Wolf, Doris: „Gefahren
der intensiven Nutzung von Smartphones“, auf https://www.palverlag.de/gesundheitsrisiken-smartphone.html,
zuletzt aufgerufen am 06.06.2024
[ii] Cadeggianini, Georg „Gesundheitliche
Schäden durchs Handy?“, auf https://www.brigitte.de/gesund/gesundheit/smartphones--gesundheitliche-schaeden-durchs-handy--10160800.html,
zuletzt aufgerufen am 06.06.2024
[iii] Köppe, Julia: „Schlafstörungen
und Handys Augen zu und durch“, auf https://www.spiegel.de/gesundheit/diagnose/schlafstoerungen-die-gefahr-von-smartphones-und-handys-a-1120373.html,
zuletzt aufgerufen am 06.06.2024
[iv] „Handysucht: Welche
Anzeichen es gibt, was Sie tun können“ auf https://www.barmer.de/gesundheit-verstehen/psyche/sucht/handysucht-1058200,
zuletzt aufgerufen am 06.06.2024
[v] Stadler, Silke und Funk,
Miriam „Droge Handy - Handysucht: Kann das Smartphone abhängig machen?“, auf https://www.lifeline.de/krankheiten/handysucht-id29598.html,
zuletzt aufgerufen am 06.06.2024
[vi] N.N.: „Smartphone-Sucht: Wie viel Handy am Tag ist gesund?, auf „https://mobil-krankenkasse.de/wissen-gesundheit/sucht/smartphone-sucht.html, zuletzt aufgerufen am 06.06.2024