Donnerstag, 6. Juni 2024

Digital Detox: Die Kunst, das Handy wegzulegen


Bei schweren Erkrankungen und v.a. bei Bettlägerigkeit bietet das Handy einen Zugang zur Um- und Außenwelt, der nicht zu unterschätzen ist. Für manche Betroffene ist es oft die einzige Möglichkeit, Kontakt zu anderen Menschen zu pflegen. Über die sozialen Medien ist es möglich, nach wie vor Kontakte zu halten, sich zu unterhalten und zu zerstreuen. Das Handy ist im Vergleich zu Büchern oder PCs sehr leicht und kann daher auch noch von schwerer Erkrankten gut gehalten und genutzt werden. Selbsthilfeforen, -blogs und Online-Genesungsprogramme, die v.a. aus Youtube-Videos bestehen, sind hilfreich und nützlich. Auch die Recherche in Hinblick auf Behandlungsmöglichkeiten nimmt sehr viel Raum ein.

Dadurch ist das Handy für viele unverzichtbar geworden, was nachvollziehbar ist. Die Zeit, die Betroffene mit ME/CFS und MCAS am Handy verbringen, kann jedoch stark ansteigen, was trotz der vielen Vorteile für Probleme sorgen kann. Es ist erwiesen, dass übermäßiger Handy-Gebrauch Gefahren mit sich bringt.

a) Elektromagnetische Strahlung

Wie allen bekannt sein dürfte, kann sich Belastung durch elektromagnetische Strahlung langfristig negativ auf die Gesundheit auswirken. Eine ständige Exposition erhöht das Risiko für Hirntumore, Schlafstörungen und Schäden am Nervensystem.

b) Haltungs- und Sehnenschäden

Eine schlechte Körperhaltung und Fehlbelastung von Nacken und Rücken kann langfristig zu „Smartphone-Buckel und Stiernacken“ führen. Dieses Problem haben v.a. Nutzer, die sich im Sitzen und Stehen mit dem Handy beschäftigen. Mittelfristig haben diese nicht nur mit orthopädischen Schäden, sondern auch zu emotionalen Beeinträchtigungen zu kämpfen. Die dauerhaft gebeugte Haltung führt zu schlechter Laune und Traurigkeit. Wir schwächen dadurch unser Selbstvertrauen. Forscher gehen davon aus, dass dadurch sogar sogar unsere Testosterol-Konzentration im Blut reduziert und das Stresshormon Cortisol erhöht wird.[i]

Darüber hinaus müssen wir uns aufgrund der geringen Größe des Smartphones, und des Inhalts, stark konzentrieren und unsere Augen zusammenkneifen. Dadurch wird automatisch den Stirnrunzler aktiviert wird, der normalerweise nur reagiert, wenn wir uns in einer starken Anspannung befinden oder uns ärgern.[ii]  

c) Schlafstörungen
Durch Studien ist inzwischen bewiesen, dass Handies in der Bettumgebung zu weniger Schlaf führen.[iii] Durch andere Studien ist wiederum bekannt, dass das Blaulicht von Bildschirmen zu sinkenden Melatoninspiegeln führt. Melatonin ist u.a. dafür verantwortlich, dass Menschen bei Dunkelheit müde werden.

d) Suchtgefahr
Achten Sie gut auf sich! Die Gefahr, ähnlich wie Notärzte oder Feuerwehrmänner bei dem Handygebrauch in einen Bereitschaftsmodus zu verfallen, ist bei zu starker Handynutzung grundsätzlich sehr groß. Diese ist in der Regel mit einer starken Grundanspannung gepaart – und damit alles andere als gut für ME/CFS und MCAS.

Daher sollten Sie sich Gedanken machen, wenn

- Sie Probleme haben, Ihre Smartphone-Nutzung zu kontrollieren und zu viel Zeit auf dem Handy und im Internet verbringen.

- die Handynutzung für Sie im Alltag im Vordergrund steht.

- Sie aufgrund der Handy-Nutzung weniger Zeit und Kraft für Freunde oder Familienmitglieder haben – und es in Ihrem Umfeld wiederholt Kritik wegen Ihrer Handy-Nutzung gab.

- Sie das Handy nutzen, um Emotionen oder Langeweile zu unterdrücken.

- Sie andere alltäglichen Aufgaben vernachlässigen, weil Sie zu viel Zeit am Handy verbringen.

- Sie Ihr Handy auch in unangemessen Situationen benutzen.

-  Sie unruhig werden, wenn Sie für längere Zeit nicht online waren.[iv]

d) Sucht
Eine Sucht wiederum zeigt sich durch folgende Symptome:

a)     Sie beschäftigen sich auch in handylosen Zeiten gedanklich mit dem Smartphone und schauen immer wieder nach, obwohl es keinen Anlass gibt.  

b)     Sie verbringen immer mehr Zeit mit Ihrem Handy.

c)     Wenn Sie das Handy nicht greifbar haben – oder versuchen, die Bildschirmzeit zu beschränken, werden Sie reizbar und ruhelos.

d)     Sie versuchen, den Handygebrauch einzuschränken und scheitern.

e)     Sie ordnen andere Aktivitäten der Handynutzung unter.[v]

f)      Sie belügen sich und andere über das tatsächliche Ausmaß der Handynutzung.

g)     Sie unterdrücken negative Gefühle durch die Handynutzung.

Die Gründe für eine Handy-Sucht werden auf onlinesucht.de/handysucht-smartphonesucht/ wiederum sehr gut erläutert.

Wenn Sie anhand der Auflistung merken, dass Ihre Handynutzung bereits problematisch ist, sollten Sie etwas ändern. Ihr autonomes Nervensystem wird es Ihnen danken. Diese Regeln gelten natürlich auch für PC, Tablet und Co.

Bei einer angehenden Suchtproblematik sollten Sie Ihr Verhalten ändern und Ihre Zeit mit dem Handy begrenzen. En gesunder und optimaler Umgang mit dem Handy sieht anders aus. Idealerweise drücken Sie den Knopf nur, wenn es wirklich notwendig ist – und legen das Handy ansonsten beiseite.

Einige Tipps, um öfters auf das Handy zu verzichten:[vi]

a)     Halten Sie Kommunikationspausen ein

Stellen Sie das Handy nur laut, wenn Sie einen dringenden Anruf oder eine wichtige Nachricht erwarten. Ansonsten halten Sie es auf „stumm“. So werden Sie nicht ständig abgelenkt und können sich besser entspannen. Als Privatperson müssen Sie nicht 24 Stunden erreichbar sein. Auch haben Sie keine Rufbereitschaft.

 b)    Legen Sie das Handy außer Reichweite

Wie wäre es, wenn Sie das Handy öfters in eine Schublade stecken, sodass es nicht immer sichtbar und greifbar ist?


c) „Retro“ kann beruhigend wirken

Nutzen Sie z.B. einen Wecker. Tragen Sie eine Armbanduhr und nutzen Sie einen Papierkalender. Auch ein echtes haptisches Buch kann eine Wohltat sein.

d) Nutzen Sie „Digital Detox“-Apps

„Detox“-Apps können Sie dabei unterstützen, die Handynutzung zu optimieren und zu reduzieren: https://bernardzitzer.com/de/apps-handysucht-digital-detox/. Darüber hinaus können Sie heute auf den meisten Handys sowohl Bildschirm-Auszeiten und Zeitlimits für die Nutzung von Apps einrichten.





 







[i] Dr. Wolf, Doris: „Gefahren der intensiven Nutzung von Smartphones“, auf https://www.palverlag.de/gesundheitsrisiken-smartphone.html, zuletzt aufgerufen am 06.06.2024

[ii] Cadeggianini, Georg „Gesundheitliche Schäden durchs Handy?“, auf https://www.brigitte.de/gesund/gesundheit/smartphones--gesundheitliche-schaeden-durchs-handy--10160800.html, zuletzt aufgerufen am 06.06.2024

[iii] Köppe, Julia: „Schlafstörungen und Handys Augen zu und durch“, auf https://www.spiegel.de/gesundheit/diagnose/schlafstoerungen-die-gefahr-von-smartphones-und-handys-a-1120373.html, zuletzt aufgerufen am 06.06.2024

[iv] „Handysucht: Welche Anzeichen es gibt, was Sie tun können“ auf https://www.barmer.de/gesundheit-verstehen/psyche/sucht/handysucht-1058200, zuletzt aufgerufen am 06.06.2024

[v] Stadler, Silke und Funk, Miriam „Droge Handy - Handysucht: Kann das Smartphone abhängig machen?“, auf https://www.lifeline.de/krankheiten/handysucht-id29598.html, zuletzt aufgerufen am 06.06.2024

[vi] N.N.: „Smartphone-Sucht: Wie viel Handy am Tag ist gesund?, auf „https://mobil-krankenkasse.de/wissen-gesundheit/sucht/smartphone-sucht.html, zuletzt aufgerufen am 06.06.2024

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