Physiotherapie spielt für viele
ME/CFS-Betroffene meist eine eher untergeordnete Rolle und kann aufgrund der
Belastungsintoleranz allenfalls unterstützend wirken. Die herkömmlich empfohlenen
körperlichen Rekonditionierungs-Maßnahmen (graduelle Leistungssteigerung GET) sind
kontraindiziert. Pacing steht an erster Stelle. Daher müssen auch viele Physiotherapeuten
erst umdenken. Aufklärung durch Schulungen und Informationen tut Not, was bereits
passiert.[1] Aber
noch kennen sich nicht alle Therapeuten mit dem Thema aus. Die Suche nach einer
geeigneten Physiotherapie-Praxis kann daher länger dauern.
Wenn Sie sich selbst für eine Physiotherapie interessieren, sollten Sie sich vorab
überlegen, welche Ziele Sie damit verfolgen.
- Geht es um die Verbesserung der Atmung?
- Wollen Sie Nervus Vagus-Übungen erlernen?
- Leiden Sie unter hartnäckigen Verspannungen?
- Wollen Sie lernen, wie Sie Muskel- und Gelenkschmerzen lindern und vorbeugen können?
- Wollen Sie die aktuelle Muskelstärke aufrechterhalten und mobil bleiben?
- Wollen Sie auch im körperlichen Bereich Pacing erlernen und mit Hilfe herausfinden, was Sie noch machen können?
Wenn für Sie die Zielsetzung und damit der Behandlungsauftrag klar ist, können
Sie sich auf die Suche machen. Konzentrieren Sie sich dabei bitte auf Physiotherapie-Praxen,
für die Pacing kein Fremdwort ist und die bereits Erfahrungen mit ME/CFS, Long
Covid und Co. haben.
Sorgen Sie vor dem ersten Termin gut für sich:
a) Stellen Sie den Physiotherapeuten
Informationen zu Pacing und Co. vor.
b) Achten Sie darauf, dass diese vorsichtig und achtsam vorgehen.
c) Sagen Sie im Zweifelsfall lieber einmal zu
viel „Nein“.
Für stärker Betroffene stehen v.a. Hausbesuche oder Online-Coaching an der Hausordnung. Fragen Sie bei den einzelnen Praxen nach, ob dies möglich ist – und stellen Sie diesen die Informationen zur Behandlung von Schwer Erkrankten zur Verfügung.[2]
Bei MCAS sollten Sie wiederum daran denken, dass auch einzelne Behandlungsformen (manuelle Therapien, EMS-Stimulierung, gewisse Weichteiltherapien, Ausdauer- und Krafttraining) die Mastzellen stark aktivieren können. Klären Sie den Physiotherapeuten darüber auf, so dass Sie sich gemeinsam vorsichtig und langsam an die geeignete Behandlungsstrategie annähern können. Fangen Sie mit sanften Behandlungen und Dehnungsübungen an – und tasten Sie sich langsam vor. Auch hier ist weniger mehr! Falscher Ehrgeiz ist fehl am Platz.
Ergänzend oder als Ersatz kann auch eine gute Osteopathie bzw. Cranio-Sacral-Therapie sehr viel bewirken.
[1] World Physiotherapy als
Weltverband stellt umfassende Materialien bereit, die u.a. unter dem link
https://bw.physio-deutschland.de/long-covid.html
als Download zur Verfügung stehen.
[2] Der Artikel zur Behandlung
von schwer und schwerst Erkrankten kann unter https://www.mecfs.de/wp-content/uploads/2023/04/Versorgung-schweres-MECFS-deutsch.pdf
heruntergeladen werden.