Sonntag, 9. Juni 2024

Physiotherapie

 


Physiotherapie spielt für viele ME/CFS-Betroffene meist eine eher untergeordnete Rolle und kann aufgrund der Belastungsintoleranz allenfalls unterstützend wirken. Die herkömmlich empfohlenen körperlichen Rekonditionierungs-Maßnahmen (graduelle Leistungssteigerung GET) sind kontraindiziert. Pacing steht an erster Stelle. Daher müssen auch viele Physiotherapeuten erst umdenken. Aufklärung durch Schulungen und Informationen tut Not, was bereits passiert.[1] Aber noch kennen sich nicht alle Therapeuten mit dem Thema aus. Die Suche nach einer geeigneten Physiotherapie-Praxis kann daher länger dauern.


Wenn Sie sich selbst für eine Physiotherapie interessieren, sollten Sie sich vorab überlegen, welche Ziele Sie damit verfolgen.


- Geht es um die Verbesserung der Atmung?

- Wollen Sie Nervus Vagus-Übungen erlernen?

- Leiden Sie unter hartnäckigen Verspannungen?

- Wollen Sie lernen, wie Sie Muskel- und Gelenkschmerzen lindern und vorbeugen können?

- Wollen Sie die aktuelle Muskelstärke aufrechterhalten und mobil bleiben?

- Wollen Sie auch im körperlichen Bereich Pacing erlernen und mit Hilfe herausfinden, was Sie noch machen können?


Wenn für Sie die Zielsetzung und damit der Behandlungsauftrag klar ist, können Sie sich auf die Suche machen. Konzentrieren Sie sich dabei bitte auf Physiotherapie-Praxen, für die Pacing kein Fremdwort ist und die bereits Erfahrungen mit ME/CFS, Long Covid und Co. haben.

Sorgen Sie vor dem ersten Termin gut für sich: 
a)   Stellen Sie den Physiotherapeuten Informationen zu Pacing und Co. vor.
b) Achten Sie darauf, dass diese vorsichtig und achtsam vorgehen.
c)   Sagen Sie im Zweifelsfall lieber einmal zu viel „Nein“.

Für stärker Betroffene stehen v.a. Hausbesuche oder Online-Coaching an der Hausordnung. Fragen Sie bei den einzelnen Praxen nach, ob dies möglich ist – und stellen Sie diesen die Informationen zur Behandlung von Schwer Erkrankten zur Verfügung.[2]

Bei MCAS sollten Sie wiederum daran denken, dass auch einzelne Behandlungsformen (manuelle Therapien, EMS-Stimulierung, gewisse Weichteiltherapien, Ausdauer- und Krafttraining) die Mastzellen stark aktivieren können. Klären Sie den Physiotherapeuten darüber auf, so dass Sie sich gemeinsam vorsichtig und langsam an die geeignete Behandlungsstrategie annähern können. Fangen Sie mit sanften Behandlungen und Dehnungsübungen an – und tasten Sie sich langsam vor. Auch hier ist weniger mehr! Falscher Ehrgeiz ist fehl am Platz.

Ergänzend oder als Ersatz kann auch eine gute Osteopathie bzw. Cranio-Sacral-Therapie sehr viel bewirken.



[1] World Physiotherapy als Weltverband stellt umfassende Materialien bereit, die u.a. unter dem link
https://bw.physio-deutschland.de/long-covid.html als Download zur Verfügung stehen.

[2] Der Artikel zur Behandlung von schwer und schwerst Erkrankten kann unter https://www.mecfs.de/wp-content/uploads/2023/04/Versorgung-schweres-MECFS-deutsch.pdf heruntergeladen werden.


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