Wirf den Stein von heute weg.
Vergiss und schlafe.
Wenn er Licht ist,
wirst du ihn morgen wiederfinden,
zur Dämmerzeit, in Sonne
verwandelt.
Juan Ramon Jiménez[i]
ME/CFS und MCAS sind multisystemische Erkrankungen und bestechen durch eine Vielzahl an Neben-/ Folgeerkrankungen bzw. Symptomen. Die Mastzellen z.B. sitzen in allen Organen des Körpers. Daher kann jedes Organ mehr oder weniger betroffen sein. Manche Symptome sind dauerhaft vorhanden, unterscheiden sich jedoch in Stärke und Wahrnehmung. Andere Symptome und Crashs kommen plötzlich aus dem Nichts.
Erst gestern Abend hatte ich so eine Situation. Mein Mann lutschte wie immer ein Kräuterbonbon - nur eine neue Sorte. Der Geruch löste bei mir sofort einen heftigen Asthma-Anfall aus, was uns beide sehr erschreckte.
Meine Duftstoffunverträglichkeit ist mir bewusst. Aber auch hier gibt es gute und schlechte Zeiten. Da es in den letzten Wochen eher gut lief, war ich fassungslos angesichts dieser heftigen Reaktion. Und nachdem ich den Husten durch Medikation einigermaßen ruhigstellen konnte, fing natürlich das Gedankenkino an:
- Ist es ein neuer Schub?
- Rutsche ich in eine Verschlechterung?
- Liegt es an den Antibiotika und den Schmerzmitteln, die ich wegen der Kiefer-OP einnehmen musste?
- Liegt es am Stress durch die OP?
- Liegt es am Stress durch den Ärger mit der Hausverwaltung?
- Habe ich etwas Falsches gegessen?
- Habe ich etwas falsch gemacht?
- War die Implantatsetzung ein Fehler?
- Mache ich nun alles kaputt?
etc. etc.
Mit diesen Fragen gesellen sich Angst und Panik ganz schnell hinzu, die im Zweifel jedoch alles nur noch schlimmer machen sowie die Anspannung und den Sympathicus erhöhen.
Daher habe ich mir angewöhnt, mich in diesen Situationen so schnell wie möglich abzulenken.
Wenn es mir gut genug geht, mache ich einfach etwas Schönes anderes. Gestern z.B. beschäftigte ich mich mit der Suche nach Ferienwohnungen in der Nähe. Ich kann nicht mehr lange Autofahren als Beifahrerin, aber in einem Umkreis von 1 bis 2 Stunden können wir noch Urlaub machen.
Wenn es mir zu schlecht geht, lege ich mich hin. Dann nutze ich Imaginationsübung "Gepäck ablegen" oder Grübelstopps. Falls notwendig - und der Schub länger andauert, sortiere ich an einem neuen Tag mit klarem Verstand meine Gedanken und Baustellen. Dann gehe ich jedoch wirklich sehr analytisch mit Tabellen etc. vor. Wenn es mir das schlecht gelingt, mache ich vorher die Imaginationsübung "Adlerperspektive", um Prioritäten zu erkennen.
Es gibt viele Methoden, dem Kopfkino ein Ende zu setzen. Geben Sie ihm keine Chance!
Mehr dazu in meinen Büchern "Ein kleines, feines Leben" und "Kopf über Wasser" sowie in diesem Blog.