In der Schweiz wurde von Forschern ein Fragebogen inkl. Rechner entwickelt, um die funktionelle Leistungsfähigkeit bei ME und Long Covid feststellen zu können. Laut der schweizerischen Gesellschaft für ME/CFS eignet
sich dieser Rechner damit u.a. für die klinische Diagnostik sowie zur Nachverfolgung des
Krankheitsverlaufs.
Sie finden den Fragebogen unter dem link https://sgme.ch/funcap.
Er enthält
- in der Langversion 55 und
- in der
Kurzversion aus 27 Fragen.
Die lange Version dient zur erstmaligen
Diagnose des Schweregrads. Die Kurzversion
dient zur regelmässigen Verlaufskontrolle.
Ich selbst (in Deutschland moderat betroffen bei Bell 50 bis 60) habe diesen Fragebogen ausgefüllt und war sehr überrascht, da ich hier sehr viel höher eingeschätzt werden und als mild betroffen gelte.
Nachdem ich mir den Fragebogen nochmals genauer angeschaut habe, wurde mir aber auch klar, woran das liegt:
- Der
Fragebogen ist unheimlich detailliert in den niedrigeren Bell-Graden.
Je höher jedoch der Bell-Grad, desto größer die Referenzbereiche und desto
weniger Fragen.
- Z.B.
wird nach 2 h Schreibtischarbeit gefragt, dann sofort nach einem Tag.
Es gibt keine Zwischenziele, also keine Fragen, ob man 3 h oder 4 h am Schreibtisch schafft. Auch wird danach gefragt, ob man 1 km gehen kann oder
15 min im Auto mitfahren. Aber es wird nicht danach gefragt, ob man länger gehen kann, längere Autofahrten schafft etc. etc.
- Für Rentenanträge und Co. ist er m.E. auch nur bedingt geeignet. Denn da ist in der Tat eine noch bestehende Arbeitsfähigkeit von 3 h am Tag entscheidend, die noch nicht einmal abgefragt wird etc.
- Da zudem nicht nach Symptomen gefragt wird, was in den internationalen Klassifizierungen nach Bell oder der Nice-Leitlinie der Fall ist, hat der Fragebogen einige Schwächen. Trotzdem hilft er sicherlich vielen Betroffenen, die schwerst oder schwer betroffen sind.